Der Sozialdienst der Bezirksgemeinschaft Wipptal veranstaltete einen Workshop zum Thema „Vereinsamung im Alter". Die Organisator: innen konnten zahlreiche Teilnehmende, darunter Vertreter: innen der Bezirksgemeinden, Vertreterinnen privater Organisationen und Vereine in der Seniorenarbeit und des Seniorengemeinderats Sterzing sowie soziale Fachkräfte begrüßen.
Obwohl es im Wipptal viele attraktive Unterhaltungs- und Beschäftigungsangebote für Seniorinnen und Senioren gibt, erreicht man damit jene Menschen, die an Einsamkeit leiden und sich zurückziehen oft nicht. Sie schaffen den Schritt in die aktive Teilhabe nicht ohne Hilfe. Im Workshop tauschten sich die Teilnehmer: innen über die Herausforderungen sozialer Isolation im Alter aus und überlegten, welche Handlungsspielräume es gibt und wie betroffene Seniorinnen und Senioren für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben motiviert werden können.
Gemeinwesenarbeit als ein Schlüssel gegen Vereinsamung
Gemeinwesenarbeit ist ein Konzept der Sozialen Arbeit, das Orientierung für die professionelle Arbeit im Gemeinwesen bietet. Sie leistet einen wesentlichen Beitrag für die bedarfsgerechte Umsetzung sozial- und gemeindepolitischer Aufgaben und zur Sicherung demokratischer Verhältnisse. Gemeinwesenarbeit richtet sich an alle Bewohner: innen eines Gebietes.
Dr. Maria Lüttringhaus, die den Ansatz der Gemeinwesenarbeit als sozialarbeiterische Methode vorstellte, ist Sozialpädagogin, Diplompädagogin und Inklusionsbeauftragte mit dem Arbeitsschwerpunkten Gemeinwesenarbeit und Sozialraumorientierung.
Sie leitete den Workshop und verdeutlichte anhand praktischer Beispiele, dass es kreative und niedrigschwellige Wege braucht, um Menschen aus der Isolation zu holen und wieder zur sozialen Teilhabe zu ermutigen. Wichtig ist immer zu bedenken, dass es auch viele Menschen gibt die zwar alleine, aber nicht unter Einsamkeit leiden.
„Es geht darum, Menschen zu aktivieren und beiläufig ihr Interesse am Geschehen zu wecken“, so Dr. Lüttringhaus. „Wir erreichen diese Menschen nicht, indem wir ihnen sagen, was sie brauchen oder was ihnen guttut. Wenn es aber gelingt sie dort abzuholen, wo ihre Motivation liegt." Es bewährt sich, ihnen Möglichkeiten anzubieten wo sie als Nachbar: innen oder als Expert: innen, Ratgeber: innen, Helfer: innen gebraucht werden und sich wertvoll fühlen. Dann wird es leichter den Rückzug aufzugeben und sich zu öffnen.
Kleine Gesten mit großer Wirkung
Besonders betont wurde auch, dass nicht große Initiativen, sondern vielmehr alltägliche, beiläufige Begegnungen den Weg ebnen. Eine Einladung zu einem gemeinsamen Spaziergang, eine Unterhaltung beim Einkaufen oder die Hilfe beim Tragen der Einkaufstasche – diese kleinen Gesten können helfen Menschen aus der Reserve zu locken und den Weg für mehr Kontakt und mehr Beziehung bereiten.
Seniorinnen und Senioren die aktiv im Leben stehen und soziale Kontakte pflegen, können für andere Senior: innen eine wichtige Ressource sein. Sie kennen die Bedürfnisse älterer Mitmenschen oft besser und finden leichter einen Zugang weil Gemeinsamkeiten sehr wahrscheinlich sind. Aber auch andere Personen sollten als " Kümmerer" in ihrem Lebensumfeld achtsam sein für die Bedürfnisse von Senior: innen die isoliert leben.
Im Workshop gelang es einigen konkrete Schritte zu planen, um in ihrem Umfeld auf betroffene Personen zuzugehen und in der Rolle der "Kümmerer" Kontakte aufzubauen.
Der Sozialdienst wird diesen Prozess begleiten und unterstützen.
Gleichzeitig wurde im Workshop aber auch deutlich, dass jede Maßnahme an die örtlichen Gegebenheiten, an Kultur und Tradition angepasst werden muss. Etwas das in Gossensass funktioniert, muss nicht auch in Wiesen funktionieren. „Jeder Sozialraum braucht seine eigenen, angepassten Lösungen. Offenheit, Kreativität und den Mut, Neues auszuprobieren, sind wichtig," so die Workshopleiterin.
Gemeinsam für soziale Teilhabe
Ziel des Sozialdienst ist es, die Gemeinwesenarbeit zu stärken und zu aktivieren, denn es ist grundlegend wichtig, dass die verschiedenen gesellschaftlichen Akteure zusammenarbeiten und gemeinsam soziale Themen bearbeiten. Es braucht das Bewusstsein für die Wichtigkeit des sozialen Zusammenhalts und es braucht die Bereitschaft Mitverantwortung zu übernehmen. Der Workshop hat gezeigt: Einsamkeit im Alter ist eine Herausforderung – aber gemeinsam lassen sich Wege finden, um betroffene Menschen wieder in die Gesellschaft einzubinden.