Die Kindertagesstätten im Wipptal „Nicht mehr wegzudenken aus dem Alltag vieler Familien“

Monika Reinthaler, Bettina Siller, Christine Engl

Bei ihrem kürzlichen Besuch in den Bezirkskindertagesstätten waren sich Bezirkspräsidentin Monika Reinthaler und die Direktorin des Sozialdienstes, Christine Engl, einig darüber, dass die Betreuungsdienste für Kleinkinder als wirksame Maßnahmen zur Stärkung und Förderung der Familien nicht mehr aus dem Alltag vieler Familien wegzudenken sind.

„Die politischen VerantwortungsträgerInnen haben schon im Jahr 2004 die Bedeutung des sozialpädagogischen Dienstes ‚Kindertagesstätte‘ für den Bezirk richtig eingeschätzt. Mit den guten Erfahrungen einer steigenden Anzahl von Familien konnte sich bald nach der Eröffnung der ersten Kindertagesstätte im Wipptal auch in der öffentlichen Meinung die Überzeugung von der Sinnhaftigkeit und von der Qualität der Kleinkindbetreuung in einer Struktur durchsetzen“, sagt Christine Engl.

Heute stehen den Familien auf Bezirksebene drei Strukturen mit insgesamt 54 Plätzen zur Verfügung: In Sterzing seit 2004, in Ratschings seit 2014 und seit 2017 auch in Trens befinden sich an gut erreichbaren Standorten die ansprechend und angenehm gestalteten Einrichtungen. Die Kinderbetreuung wird von der Sozialgenossenschaft „Casa Bimbo – Tagesmutter“ durchgeführt.

Ein Vergleich der Jahre 2013 bis 2019 zeigt einen stetigen Anstieg der betreuten Kinderzahl:

Jahr2013201420152016201720182019
insgesamt475353656894102


Mit der Anzahl der Kinder ist auch die Anzahl der fakturierten Betreuungsstunden gestiegen und zwar von 26.952,76 Stunden im Jahr 2013 auf 65.709,5 im Jahr 2019. Das entspricht einer Steigerung von fast 150%.

Nicht vergleichbar mit den Vorjahren ist das Jahr 2020. In diesem Ausnahmejahr ist deutlich geworden, dass die Kindertagesstätten zu den systemrelevanten Diensten gehören. Wenn Eltern einem Beruf nachgehen, braucht es im Maßnahmenpaket der Familienförderung die Kleinkindbetreuung.

„Im Jahr 2020 war die Organisation des Dienstes nicht einfach: Schließungszeiten, teilweise Öffnung für systemrelevante Berufsgruppen und Ausfälle wegen Quarantäne machten das Jahr für die Familien, für uns als leistungserbringende Sozialgenossenschaft und für die Bezirksgemeinschaft als Trägerkörperschaft ziemlich chaotisch“, erklärt Bettina Siller, die Koordinatorin von „Casa Bimbo – Tagesmutter“. „Wir mussten öfters von einem Tag auf den anderen die Eltern darüber informieren, dass aufgrund von Quarantänemaßnahmen ihr Kind nicht in die KiTa kommen kann. Ständig musste man mit neuen Reglements rechnen, das brachte schon eine große Anspannung mit sich.“

Bei der Finanzierung des Dienstes kann man grob sagen, dass die Führungskosten für den Dienst zu je einem Drittel von den Familien, von den Gemeinden und von der Provinz bezahlt werden.

Mit B.L.R. Nr. 889/2016 wurde die Finanzierung der Kindertagesstätten neu geregelt. Die Abrechnung erfolgt nicht mehr auf Basis der effektiven Kosten des Dienstes, sondern es gilt ein konventioneller Stundensatz der bei der Ausschreibung festgelegt wird und für die Vertragsdauer gilt. Dieser neue Finanzierungsmodus muss seit dem Tätigkeitsjahr 2018 auch für die Kindertagesstätten im Wipptal angewandt werden. Das neue System hat zu einer Verteuerung der Betreuung geführt.

Für die Familien beträgt der Höchststundentarif seit einigen Jahren € 3,65 pro Betreuungsstunde, der Mindeststundentarif €0,90. Diese Tarife werden von der Landesregierung festgelegt. Die Differenz zwischen Mindest- und Höchststundentarif wurde bis zum Jahr 2016 je zur Hälfte von den Gemeinden und der Provinz getragen, seit 2017 zahlt die Provinz diese Differenz.

Im Wipptal haben die Gemeinden die Führung der Kindertagesstätten an die Bezirksgemeinschaft delegiert.

„Der Vorteil der Delegierung liegt in der Entlastung der Gemeindeverwaltung. Eine zentrale Stelle verwaltet drei Kindertagesstätten die den Familien aus allen Wipptaler Gemeinden zur Verfügung stehen. Mit den Plätzen in den Strukturen und dem Tagesmutter-/-väterdienst konnte bis dato der Bedarf der Familien im Bezirk gedeckt werden“, sagt die Bezirkspräsidentin. Sie sei überzeugt von dieser Lösung. „Auch für die Familien sehen wir die Vorteile. Diese können bei uns zwischen drei Strukturen wählen und weil die Entfernungen relativ gering sind,

ergibt sich daraus die Möglichkeit zu schauen, welche Struktur den Bedürfnissen der jeweiligen Familie entgegenkommt, vor allem hinsichtlich der verfügbaren Betreuungszeiten.“ Die Tatsache, dass alle drei Strukturen von der gleichen Sozialgenossenschaft geführt werden, sei ebenfalls vorteilhaft; zum Beispiel können durch die einheitliche Koordinierung Wartezeiten für die Familien reduziert werden.

Andernorts führen Gemeinden selbst ihre Kindertagesstätten, auch weil die zentrale Führung durch die Größe der Bezirke, die Entfernung zwischen den Strukturen und die Heterogenität der Gemeinden nicht die Vorteile wie im Wipptal bringen würde. Selbstverständlich können auch die Wipptaler Gemeinden jederzeit entscheiden selbst ihre Kindertagesstätte zu führen.

Ausgebaut wurde in den letzten Jahren auch der Tagesmütter-/-väterdienst. In fast allen Bezirksgemeinden des Wipptals gibt es ausgebildete Tagesmütter, die die Betreuung der Kinder im familiären Umfeld leisten. „Dieser Dienst ist genauso wichtig wie die Tagesstätten. Es gibt Familien, die ihre Kinder lieber im familiären Umfeld betreut wissen und auch das hat seine Berechtigung. Wir sind froh, dass es diese Wahlmöglichkeit gibt“, so Reinthaler.

Bezugnehmend die Berichte in verschiedenen Medien möchte ich unterstreichen, dass Gründe der Verzögerung bei der Abrechnung in mehreren Bürgermeisterkonferenzen erklärt worden sind und die Gemeindeverwaltungen darüber informiert waren. Auch die zu erwartende Kostensteigerung durch die Einführung des neuen Finanzierungssystems wurde angekündigt. Die Bezirksgemeinschaft Wipptal hat den Dienst ordnungsgemäß geleistet und die Kosten zu Lasten der Gemeinden für alle diese Jahre vorgestreckt.

Die Generalsekretärin

Laura Lastri





13.10.2021

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