Lebensbilder

Gogl Leopold

Aufgewachsen in Tschöfs

Herr Gogl Leopold ist am 15. August 1933 in Tschöfs geboren und dort auf dem elterlichen Hof aufgewachsen. Zwei seiner vier Brüder sind bereits verstorben, ein Bruder lebt schon seit langem in Deutschland und ein anderer auf dem elterlichen Hof in Tschöfs. Herr Gogl hat selbst keine Kinder.  

An seine Kindheit und Jugend auf dem Hof in Tschöfs, an seine Eltern und an die Brüder, als sie alle klein waren, kann sich der bald 90 Jährige nicht mehr erinnern. Es ist ja auch schon eine ganze Weile her!

Die Schule in Tschöfs ist ihm allerdings in Erinnerung geblieben und auch die Arbeit: auf dem Hof, auf den Wiesen und mit den vier Kühen. Auch später, als der Bruder den Hof übernommen hatte, besuchte ihn Leopold.  Zu Fuß sei er immer raufgegangen und habe ihm geholfen. Nun hat er ihn schon lange nicht mehr gesehen. „Wie es wohl dem Bruder geht, allein am Hof?“ fragt er sich heute.

Als junger Mann war Pold, wie er genannt wird, immer bei den Bauern auf Arbeit. Er hat keinen Beruf erlernt, was laut ihm aus heutiger Sicher ein Fehler war. Es wäre gut gewesen, aber damals war es anders. Immer haben sie den Pold geholt, um auszuhelfen, auf den verschiedenen Bauernhöfen. Sie haben immer ihn gerufen, obwohl auch andere Brüder da gewesen wären. Er hat immer gern bei den Bauern gearbeitet, sie haben ihn gebraucht, überall. 

Dann ist er nach Kaltern zu einem großen Weinbauer gegangen und hat dort viele Jahre gearbeitet. Dass es dort gutes Essen gegeben hat, ist Pold in sehr guter Erinnerung geblieben. 

Glück gehabt

Er sagt von sich, dass er Glück gehabt habe, er sei immer gesund geblieben, obwohl er im Alter diverse Unfälle gehabt habe. „Besonders beim Treppensteigen musste ich sehr aufpassen. Ich habe immer die Stufen gezählt, bin aber trotzdem öfters bei den letzten zwei Stufen gestürzt“, erzählt Herr Gogl. Und manchmal sei er allein nicht mehr aufgekommen. Er erinnert sich, einmal 3 Wochen im Krankenhaus gewesen zu sein. Dort waren die Leute nett, wie auch der Doktor, der zu ihm eindringlich sagte: „Herr Gogl, Glück gehabt. Aber passen Sie auf!“ „Ich werde immer aufpassen, was möglich ist“, habe er zum Doktor gesagt. Immer musste er dort mit derselben Krankenpflegerin hin und her gehen, immer nahe an der Wand, immer mit der Gleichen. „Wechseln wäre kein Fehler gewesen“, meint Pold scherzhaft. „Sie war schon nett, aber es störte mich, immer an der Mauer entlangzugehen.“ 

Heute sei er froh, dass es letztlich immer gut ausgegangen ist. 

Dass er heute schon fast 90 Jahre alt ist, wundert ihn selbst. Er hatte Chancen bei den Frauen, wenn er nur gewollt hätte. Und auch heute noch sei er nicht unbeliebt! Er kann sich nicht erinnern, wieso er nie geheiratet hat. Jetzt sei das aber kein Thema mehr. 

Die Bildzeitung und die Sportberichte

„Heute denke ich mir, so wie‘s geht, geht‘s. Ich passe auf mich auf. Ich bin froh, dass ich hier bleiben kann.  Aber ich kann nichts mehr tun, nichts mehr unternehmen, weil es nicht mehr ganz gut funktioniert im Kopf,“ meint Pold. Früher hat Herr Gogl gern und viel fotografiert. Vor allem Häuser und alles was ihm gefallen hat. Auch sei er viel in den Bergen unterwegs gewesen als er noch jung war. Beim Thema Sport freut sich Herr Gogl, denn er hat immer Sport gemacht. Er kann sich erinnern, dass er vom Rosskopf runter mit den Skiern gefahren ist. Das habe ihm Spaß gemacht, auch wenn er oft hingefallen ist. „Ich bin aber immer wieder allein aufgestanden. Glück gehabt!“ Leopold Gogl liest immer noch gerne – am liebsten die Bild-Zeitung und da vor allem die Sportbeiträge. „Die Zeitung bringt mir immer der Paul Hofer. Damit macht er mir eine große Freude.“ 

Es ist auch schön hier im Heim

„Ich bin es jetzt gewohnt hier im Heim, aber in meiner Wohnung wäre es schön, da ich sie hergerichtet habe“. Der Doktor habe gesagt, er solle wechseln und nicht immer am gleichen Ort bleiben. Herr Gogl weiß nicht mehr genau, wann er ins Seniorenwohnheim gekommen ist, ihm scheint, er sei schon einige Jahre her.  Er sagt, er fühle sich hier wohl. In der Früh steht er schon um 5.00 Uhr auf und sagt er sich: „Pold, lass dir Zeit mit dem Aufstehen, du macht es noch alles leicht“.  

Er ist froh, dass er ein bisschen gut leben kann: „Ich habe immer gespart, vielleicht auch zu viel, das kann sein“, meint Herr Gogl schmunzelnd. Er würde es nicht „derpacken“ allein im Haus. Hier habe er „takte Leute“ und einen guten Platz. Es fehle ihm an nichts, es ist auch schön hier im Heim. 

Seit über einem Jahr kümmert sich Herr Paul Hofer - Freiwilliger des Sozialsprengels Wipptal -  dass Herr Gogl von Montag bis Freitag seine BILD-Zeitung bekommt. Paul holt die Zeitung täglich beim Geschäft Knollenberger und schickt sie über die interne Post des Sozialdienstes nach Mareit zum Pold ins Seniorenwohnheim, der sich jeden Tag auf seine BILD-Zeitung und besonders auf die Sportberichte freut. Auch alle anderen Tageszeitungen für das Seniorenwohnheim holt er von Montag bis Freitag in der Tabaktrafik Thaler ab und schaut, dass sie zusammen mit der BILD-Zeitung für Pold nach Mareit kommen.  

An dieser Stelle ein großes Dankeschön an Paul Hofer für seine Freundlichkeit und diese schöne Geste!

Leopold und Paul

Interview am 7.2.2022

Sieglinde Sigmund

03.03.2022

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