Lebensbilder

„Es war mir gegeben, für andere da zu sein“ - Die Lebensgeschichte von Stefan Pfitscher

Pfitscher Stefan

Stefan Pfitscher wurde am 17. Juli 1931 in Wörgl geboren. Seine Eltern Stefan und Regine waren kurz vor Kriegsbeginn nach Österreich gezogen. Die Mutter war Hausfrau und der Vater arbeitete in einem Sägewerk. Sie kehrten mit dem zweijährigen Stefan nach Südtirol zurück und übernahmen und bewirtschafteten in Tulfer in Pfitsch einen Bauernhof. Stefan bekam noch einen Bruder. Der Vater behielt weiterhin seine Arbeit im Sägewerk, was bedeutete, dass beide Buben bereits in jungen Jahren am Hof mithelfen mussten. 

Als Stefan zehn Jahre alt war, verstarb der Vater und der Sohn übernahm als Ältester schon früh eine große Verantwortung für die Familie. Nach einiger Zeit kehrten die ursprünglichen Besitzer wieder auf den Hof zurück und die Familie zog nach Wiesen in eine Wohnung. 

Schule und Arbeit

Stefan erinnert sich nicht gerne an seine Schulzeit: „Das war eine sehr schwere Zeit für mich.“ Er musste sich viel mehr anstrengen als der kleinere Bruder, dem das Lernen um einiges leichter fiel. Nach dem Tod des Vaters musste Stefan noch als Schulbub auf anderen Bauernhöfen mithelfen. Er bekam dann eine Stelle als Maurer in einer Baufirma. Die Arbeit gefiel ihm recht gut und er hatte immer das Gefühl, der Chef habe ihn gern und sei mit ihm zufrieden. Auch hat er weiterhin auf mehreren Bauernhöfen mitgeholfen und sein Bestes gegeben, die Familie zu unterstützen. Er konnte viele Erfahrungen sammeln und sagt zurückblickend mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen: „Alles hat mich gefreut, jede Arbeit.“

„Alles hat mich gefreut, jede Arbeit.“

Das Leben zu zweit

Stefan hat immer an die große Liebe geglaubt. Dieser Traum ging in Erfüllung und er traf eine Frau, in die er sich sofort verliebte. Beide wollten heiraten, aber seine Liebste durfte erst heiraten, sobald ihre drei Tanten es erlaubten. Erst als diese verstorben waren, konnte Hochzeit gefeiert werden. Stefan und seine Frau lebten glücklich in einer Wohnung in Wiesen, in der Nähe seiner ehemaligen Wohnung, wo er aufgewachsen und seine Kindheit verbracht hatte. Im Geschäft seiner Frau hat er fortan auch ausgeholfen und mitgearbeitet.

Schwierige Zeiten und schöne Erfahrungen

Diese schöne Zeit veränderte sich, als seine Frau krank wurde. Er hat sich drei Jahre um sie gekümmert, sie Tag und Nacht gepflegt. Heute ist er froh, dass er das getan hat: „Es war mir auch gegeben“. Seine Frau verstarb und das war für Stefan ein dunkler Tag, es begann eine schwere Zeit. Noch heute ist die Erinnerung an seine Frau in seinem Herzen sehr stark und liebevoll. Sie hatten schöne gemeinsame Erlebnisse miteinander, die ihm sehr präsent sind. 

In der Zeit seiner Trauer fand er Trost bei einer Freundin, der dasselbe Schicksal widerfahren war. Dieses gemeinsame Teilen der schwierigen Zeit war für Stefan ein Anker und ein neuer Lichtstrahl in seinem Leben. Die Freundin und deren Sohn sind für Stefan heute eine große Freude. Voller Dankbarkeit weiß er zu schätzen, dass sie für ihn da sind. 

„Mit dem Leben bin ich eigentlich zufrieden, ich bin mit allen Leuten ausgekommen. Manchmal ist es nicht zum Lachen, aber man muss schauen und doch weiter machen.“

Als er selbst erkrankte und öfters ins Krankenhaus musste, ging er ins Altenheim Schloss Moos. Viele nette Menschen hat er dort kennengelernt, von denen er erzählen kann. Durch den Umbau dann kam Stefan ins Seniorenwohnheim Wipptal, wo er sich nun auch wohlfühlt. Er freut sich über Besuche und kümmert sich um die Pfleger und ist bemüht, dass es ihnen allen gut geht. Das hat er schon sehr früh, als junger Bub gelernt, das Sich-Kümmern um die Familie, da zu sein für andere.    

Stefan berichtet von sich, dass er mit allen Menschen recht gut zurechtgekommen ist und dass er viele Jahre bei der Musikkappelle und Feuerwehr im Einsatz war. Gerne erzählt er von seinen Kameraden und fragt sich manchmal, wie es ihnen wohl geht. „Die Gesellschaft ist mir immer wichtig gewesen, ich bin 15 Jahre bei der Musikkapelle gewesen, habe Posaune gespielt und 47 Jahre bei der Feuerwehr von Wiesen. Gerne habe ich immer bei den Festen geholfen und mitgearbeitet.“

Die Hochzeitsreise an den Bodensee

Für Stefan war das Leben kein leichtes, es gab viele nicht so schöne Momente, die er überstehen musste. Urlaub gab es kaum. Das Schönste für ihn war die Hochzeitsreise mit seiner Frau, zum Bodensee und dort dann die Schiffsfahrt. Da war er am glücklichsten in seinem Leben. 

„Mit dem Leben bin ich eigentlich zufrieden, ich bin mit allen Leuten ausgekommen. Manchmal ist es nicht zum Lachen, aber man muss schauen und doch weiter machen“, meint Stefan, mit seinem Tirolerhut und einem warmherzigen Leuchten in den Augen.  


Redaktion: Petra Agreiter und Sieglinde Sigmund


05.09.2022

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