Lebensbilder

„Immer nach vorne schauen, es geht immer weiter“ - Die Lebensgeschichte von Johanna Bacher

Johanna Bacher

Johanna Bacher wurde 1942 geboren. Ihre Eltern waren einfache, fleißige Leute, die mit ihren vier Kindern den „Schindlerhof“ in Ritzail oberhalb von Mauls bewirtschafteten. Johanna, die Älteste, konnte ihren Traum, Lehrerin zu werden, nicht verwirklichen. Acht Jahre lang besuchte sie die Volksschule in Ritzail, sie war eine sehr gute Schülerin. „Es waren aber keine einfachen Zeiten und ein gutes Schulzeugnis reichte damals nicht, um weiter zur Schule gehen zu können“, erzählt Johanna.

„Es waren aber keine einfachen Zeiten und ein gutes Schulzeugnis reichte damals nicht, um weiter zur Schule gehen zu können.“ 

Da das Geld knapp war, musste sie schon als junges Mädchen bei einem Bauern in Stilfes in den Dienst treten. Mit 18 Jahren hatte sie sich durch die Kraft der eigenen Arbeit ausreichend Geld verdient, um in Dietenheim die Landwirtschaftsschule besuchen zu können. 

„Das Kochen hat mir sehr gut gefallen, es war eine Passion für mich.“

Mit ihrem Wissen über Landwirtschaft und Haushaltsführung bekam sie bald danach im Sterzinger Krankenhaus eine Anstellung in der Küche. „Das Kochen hat mir sehr gut gefallen, es war eine Passion für mich“, erzählt Johanna. Nebenbei erlernte sie in der Nähschule bei den Tertiarschwestern das Nähen und kaufte sich eine Nähmaschine. 

„Das Ersparte reichte nicht und so musste ich die Maschine auf Raten kaufen. Auch das Nähen machte mir viel Freude“, erinnert sie sich.

Hochzeit, Kinder und Abschied nehmen 

Ihren Mann, Otto Niederkofler aus St. Andrä, lernte Johanna 1963 kennen. Er war Eigentümer des „Kassnerhofes“ in Ritzail. Das Paar heiratete zwei Jahre später und wurde mit vier Kindern gesegnet. Leider verstarben zwei bereits im Babyalter, was Johanna noch heute schmerzt. Die Familie kaufte 1970 den „Partlerhof“ in Niederflans in der Gemeinde Freienfeld.

„Das waren harte Monate für mich, ich war mit den Kindern auf mich alleine gestellt und Otto hat mir sehr gefehlt.“

Da es in Südtirol nicht ausreichend Verdienstmöglichkeiten gab, ging Otto über viele Jahre von November bis März in die Schweiz, um mehr Geld für seine Familie zu verdienen. „Das waren harte Monate für mich, ich war mit den Kindern auf mich alleine gestellt und Otto hat mir sehr gefehlt.“

Intensive Zeit der Pflege

Ende der 1990er Jahre pflegte Johanna mit Hilfe ihres Mannes und ihrer beiden Söhne mit großer Hingabe ihre Mutter. Einige Jahre nach dem Tod der Mutter erkrankte Otto schwer und Johanna pflegte auch ihn mit viel Liebe und Geduld. Die Pflege kostete sie aber viel Kraft und schließlich musste sie ihren Mann schweren Herzens in die Pflege und Obhut des Altenheimes in Schloss Moos geben.

Neuer Lebensabschnitt im Seniorenwohnheim

Heuer steht Johanna Bacher im 80. Lebensjahr. Seit 2019 lebt sie im Seniorenwohnheim Wipptal, weil es ihr Gesundheitszustand nicht mehr zuließ, alleine zu leben. Im Wohnheim fühlt sie sich sehr wohl. Ihre positive Lebenseinstellung hat sie sich erhalten. „Immer nach vorne schauen, es geht immer weiter“, diese Haltung trägt sie im Alltag. Die Heimbewohner schätzen Johanna für ihre freundliche und geduldige Art. Sie sei eine gute Zuhörerin und finde immer die richtigen Worte, wenn jemand Trost brauche, sagen sie.

In den vergangenen zwei Jahren konnte sie sich wieder gut erholen und zur Ruhe kommen. Ihren Alltag gestaltet sie in netter Gesellschaft und findet Freude beim Stricken und Flicken (ihre gestrickten Socken sind allseits beliebt), beim Knöpfe Annähen, beim Backen und besonders gerne singt Johanna. Auch das Vorbeten bei den Rosenkränzen im Haus bedeutet ihr viel. Fleißig nimmt sie an den Messfeiern teil. Ihre Dankbarkeit und ihre zuvorkommende Art erfreuen alle, die sie kennen. 

Redaktion: Brigitte Mayr, Petra Agreiter

09.06.2022

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