Lebensbilder

„Ich mag das Läuten der Kirchenglocken“
Die Lebensgeschichte von Erich Pfitscher

Foto Erich Pfitscher

Erich Pfitscher, geboren am 17. Oktober 1948, ist auf dem „Umwalthof“ in Trens aufgewachsen. Sein Geburtshaus (Völkl) stand zwar in Rotwand in der Gemeinde Ritten, doch seine Mutter gab ihn bereits als kleinen Buben in die Obhut der Zieheltern Rosa und Stefan Pfitscher in Trens. Erst Jahre später hatte Erich Kontakt zu seiner leiblichen Mutter und zu seinem Stiefbruder. Er ist heute sehr froh darüber, dass er sie kennenlernen durfte. 

Harte Arbeit am Hof

Auf dem „Umwalthof“ ging die Arbeit von früh bis spät nie aus. Schon in frühen Jahren half Erich mit, wo er nur konnte, und er tat es auch gerne. Das Leben am Hof war aber nicht immer einfach. Die Schule besuchte er in Trens, an manchen Tagen ging er gerne hin, an manchen weniger gern. Obwohl er für militärtauglich erklärt wurde, stellte ihn das Heer frei, damit er als Arbeitskraft auf dem Hof bleiben konnte, da dort dringend jede Hand gebraucht wurde. Die Arbeit mit den Tieren und das Leben im Einklang mit der Natur machten Erich große Freude und erfüllten ihn. Über 30 Jahre lang war er auch Imker. Erich war schon als Kind gerne in der Natur. Auch heute noch beobachtet er gerne Tiere und vor allem auch den Nachthimmel mit seinen Sternen. 

Liebe zur Natur

Hätte es das Leben ihm ermöglicht, wäre er gerne Jäger geworden, aber leider fehlte ihm dazu das Geld. Auch Weltraumforscher wäre sein Traum gewesen. Leider hatte er auch dazu keine Möglichkeit, obwohl ihm Offenheit und Neugierde für wissenschaftliche Themen und Zusammenhänge eigen sind. „Mich interessieren sehr viele Themen. Generell habe ich viel gelesen und mich für das Weltgeschehen interessiert“, erzählt Erich. Schon in der Schule las und zeichnete er gerne. Auch die Musik machte ihm immer Freude. „Ich mag alte Kirchenlieder und urige Musik. Und wenn die Kirchenglocken läuten, höre ich sehr gerne ihren Klängen zu.“

Erich hat sich seine Leidenschaft für wissenschaftliche Themen stets erhalten, doch von Beruf ist er „Sagschneider“ geworden. Auch als Waldarbeiter verdingte er sich. Es waren alles anstrengende Arbeiten, doch er übte jede von ihnen gerne aus und machte dabei auch viele Bekanntschaften. Überhaupt ist Erich ein zufriedener, genügsamer Mensch, der immer das Beste aus seinem Leben gemacht hat. 

Ein neuer Lebensabschnitt

Nach dem Tod der Zieheltern bewirtschaftete Erich den Hof alleine weiter. Seine Ziehschwester – Rosa und Stefan hatten später noch ein Kind angenommen – lebte nicht mehr auf dem Hof. Im Jahr 2019 zeigte sich, dass es nicht mehr möglich war, alleine und ohne Unterstützung und Begleitung zu leben. Also übersiedelte Erich in das Seniorenwohnheim Wipptal, wo er sich gut eingelebt hat und sich wohlfühlt. „Ich bin gerne hier in Gesellschaft. Aber manchmal vermisse ich die Arbeit auf dem Bauernhof und vor allem meine Tiere. Wenn ich kann, gehe ich spazieren und genieße es, in der Natur zu sein und die Pflanzen und Tiere zu beobachten“, sagt er. „Eine Lebenspartnerin habe ich nicht gefunden, aber meine Freude an der Natur und meine Neugierde werde ich mein Leben lang behalten.“


Redaktion: Petra Agreiter und Brigitte Mayr

04.08.2022

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