Frauenhausdienst Brixen stellt sich den SozialreferentInnen des Wipptals vor

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Im Bild: Frau Barbara Wielander und Frau Anna Maria Spellbring vom Frauenhausdienst mit den SozialreferentInnen Dolores Oberhofer, Gaby Hilber, Maria Rabensteiner, Ingrid Lorenzin, Heinrich Aukenthaler sowie der Direktorin des Sozialdienstes Wipptal, Frau Christine Engl und vom Sozialsprengel, Frau Sieglinde Sigmund

Noch vor Corona organisierte der Sozialsprengel in seinen Räumlichkeiten ein Informations- und Austauschtreffen der SozialreferentInnen der Wipptaler Gemeinden mit dem Frauenhausdienst Brixen.

Die Leiterin des Frauenhausesdienstes, Frau Barbara Wielander stellte anfangs das Statement „Häusliche Gewalt geht uns alle an“ in den Raum. Der Begriff „Häusliche Gewalt“ beschreibt Gewalt zwischen Erwachsenen, die in engen sozialen Beziehungen zueinander stehen oder standen. Gemeint ist körperliche, psychische, sexualisierte, ökonomische Gewalt und Stalking, welche auf Macht und Kontrolle in einer Beziehung abzielen.

Seit 1998 gibt es in Brixen die Beratungsstelle für Frauen in Gewaltsituationen und 2005 wurde das Frauenhaus eröffnet.  Der Frauenhausdienst Brixen wird von der Bezirksgemeinschaft Eisacktal geführt und derzeit arbeiten 7 Mitarbeiterinnen im Team zusammen.

Wielander informiert, dass der Dienst allen Frauen aus der Provinz Bozen zur Verfügung steht, die von jeglicher Form der Gewalt bedroht sind oder jegliche Form der Gewalt erlitten haben. Obdachlosigkeit ist kein Kriterium für eine Aufnahme. Flüchtlingsfrauen können nur unter klar definierten Bedingungen aufgenommen werden, wobei aktuell erlebte Gewalt in der Beziehung im Vordergrund stehen muss.

Der Schutz und die Sicherheit der Frauen und auch ihrer Kinder stehen im Vordergrund. Es  wird sofortige Hilfe angeboten, Unterkunft, Grundversorgung, Beratung und Unterstützung. Dies auch in Zusammenarbeit mit den Sozial- und Gesundheitsdiensten. Viele Themen sind zu bearbeiten, die gesetzliche Aufnahmedauer im Frauenhaus begrenzt sich auf 6 Monate.  Das Frauenhaus ist ein Zufluchtsort, rund um die Uhr telefonisch erreichbar.

Aus dem Wipptal und dem Eisacktal stammen  90 – 100 Frauen pro Jahr,  die Hilfe suchen. 50 neue Anfragen kommen jedes Jahr hinzu, viele Frauen werden prozessbegleitend betreut. Wielander: „Die Frauen, die Gewalt erleben, leben unter einem unvorstellbaren Druck „Du bist eh nichts wert, hast nichts getan“ und es wird über sie bestimmt. Es gibt viel Angst zu bewältigen.“

Die Mitarbeiterin der Beratungsstelle, Frau Anna Maria Spellbring, bietet Beratungsgespräche, Information und Begleitung. Hier in Sterzing im „ConTakt“ in der Bahnhofstraße oder in Brixen in der Beratungsstelle in der Romstrasse Nr. 7, immer mit vorheriger Terminvereinbarung unter 800601330.

Frau Spellbring weiß aus ihrer langjährigen Erfahrung, dass Frauen in Gewaltsituationen viel Zeit brauchen und dass es ein großer Kraftaufwand ist, sich an die Beratung zu wenden, den Schritt zu wagen, Wege einzuleiten, wie z.B. einen Trennungsprozess. Die Beratungen erfolgen anonym, es passiert nichts, was die Frauen nicht wollen, denn es gilt das Prinzip der Freiwilligkeit.  Die Frauen werden unterstützt zu reden, sie haben Angst sich zu wehren, Angst was passiert und Angst, dass die Kinder weggenommen werden. Ziel der Arbeit ist es, Mut zu machen, zu informieren, denn Bescheid zu wissen ist wichtig und verändert. Es gibt auch das Angebot einer kostenlosen Rechtsberatung. Spellbring und Wielander: „Frauen wollen ohne Gewalt leben und nicht unbedingt ohne die Beziehung. Und für die Kinder ist es wichtig zu erleben, dass die Mutter nicht Gewalt aushalten muss.“.
Im Austausch mit den SozialreferentInnen geben beide an, dass in unserer Gesellschaft den Frauen oft nicht geglaubt wird. Auch gibt es Zweifel und Ohnmacht bei der Frau selbst und der Fehler wird bei sich gesucht. Zudem ist das Reden über Gewalt für Zuhörer oft schwierig auszuhalten, es kommt zu Verharmlosung und der Kreislauf der Gewalt geht weiter.

Am Ende der Vorstellung geht ein Dank an die beiden Vortragenden und alle Anwesenden sind sich einig: Es braucht Sensibilisierungs- und Öffentlichkeitsarbeit, auf allen Ebenen und in allen Räumen und Arbeitsfeldern.
Frau Wielander weist noch darauf hin, dass es bereits Projekte und Informationsangebote für Kindergärten (Projekt „Kinderaugen“)  und Schulen gibt, auch im Frauenbüro („Ich sage nein“, für Mädchen ab 14 J.) nachzufragen. 

Sie äußert noch ein Anliegen: „Freiwillige Nachtdienstfrauen werden gesucht, es gibt einen nächtlichen Präsenzdienst im Hause. Interessierte Mithelferinnen können sich unter  frauenhaus.brixen@bzgeis.org melden.“

KONTAKT:
Frauenhausdienst Brixen
Kostenlose grüne Nummer 0-24 h:  800601330

Beratungsstelle für Frauen in Gewaltsituationen:
Romstraße 7, 2. Stock, rechts, in Brixen
Termine auch in Sterzing möglich
Tel. 0472 820587 und 0472 820578
frauenhaus.brixen@bzgeis.org  auch auf facebook

15.06.2020

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